Dienstag, 15. September 2009

mal wieder...

Mich beschäftigen gerade zunehmend zwei Dinge: 1. wie schaffe ich mein Staatsexamen und 2. was zur Hölle wähle ich am Sonntag in zwei Wochen. Zu 2. einige unqualifizierte Beiträge:

1. Wer am 27.09. nicht wählen geht, sollte sich schähmen. Insbesondere wenn er/sie plant, hinterher zu meckern, das "die da oben" ja nichts tun.

2. Tun sich die Parteien einen Gefallen, immer schon vorher zu sagen, mit wem sie nicht wollen/können? Denn wie es aussieht, wird keiner das dürfen, was er will.

3. Tun die Medien uns Wählern einen Gefallen, wenn sie diese Aussagen immer wieder einfordern? Man kann nicht in einem Satz die Politiker zu Lügen zwingen, sich im nächsten über Lügen ärgern und im übernächsten sagen, die Politik sei Schuld an Politikverdrossenheit.

4. Tun uns die Medien einen Gefallen, wenn man ein "Wahlduell" auf den Sonntagabend legt, die Opposition ausschließt - welche diese Debatte argumentativ bereichert hätte - und diese Debatte von Moderatoren statt Journalisten bestreiten lässt? Ich meine nein. Inhaltliche Fragen unterbindet man durch das Geltungsbewusstsein der entsprechenden Moderatoren, die sich mit den eigentlichen Kontrahenten isoliert lieber selbst duellierten und Diskussionen zwischen den Kontrahenten sofort mit dem zickigen Unterton "wenn sie jetzt auf das Statement von Frau Merkel antworten, geht das aber von ihrer Redezeit ab" unterbinden. Ungünstig. Unglaublich viele Zuschauer haben logischerweise ausgeschaltet.
Das eigentlich viel spannendere "Triell", in dem sich die Kontrahenten gegenseitig antworten durften und das von intelligenten, weniger geltungssüchtigen "echten" Journalisten tatsächlich besser moderiert wurde, als von den großen Moderatoren hat dann eigentlich kaum noch einer geschaut. Schade, denn alle drei brachten gute Argumente, die einen in seiner Entscheidung bestätigen oder zur Entscheidungsbildung führen konnte. Das bringt mich zur nächsten Frage:

5. Was macht eigentlich Jörg Schönenborn, wenn gerade mal keine Wahl ist?

Wen es daher interessiert:
hier gibt es den TV-Dreikampf zum nachschauen, der war tatsächlich spannend

hier gibt es das TV-Duell, das war tatsächlich nicht so spannend

Für bekannte Freundinnen, die sich über den Mangel gescheiter Männer beschweren: vielleicht gibt es ja hier die Lösung. Das garantiert nicht, dass da ein toller Typ auftaucht, aber immerhin einer, der wählen geht - das ist ja schonmal was.

Zum Bundeswahlprogramm Lesen konnte ich mich dann leider nicht durchringen. SPD und CDU haben auf je 94 Seiten gebracht, Spitzenreiter sind die Grünen mit 115, die Linke merzt sich immerhin auf 64 Seiten aus und die FDP liegt mit 86 Seiten irgendwo dazwischen, so heißt ja auch ihr Programm: die Mitte stärken.
Wer sich das genauso sparen möchte, dem empfehle ich diese private Seite. Da hat einfach jemand die Wahlprogramme gemäß Zeilen eingegeben, sodass man nun über eine Schlagwortsuche die einzelnen Parteien sehr komfortabel vergleichen kann, ohne sich durch die insgesamt 453 Seiten zu wühlen... durch Klicken kommt man zum Originaltext. Die ard empfiehlt die Seite und nach kurzen Stichproben meinerseits scheint das soweit zu stimmen.
Bei der Erststimme hilft einem Abgeordnetenwatch sicher viel mehr, als der alberne Wahl-o-mat. Für taktische Erststimmenwähler ist sicherlich auch das letzte Ergebnis von 2005 nicht uninteressant.

Jetzt höre ich auf zu nerven und geh lieber schlafen. Auf bald.

5 Kommentare:

U. hat gesagt…

Ohohoh - langer Eintrag, langer Kommentar, fürchte ich. Aber man wird hier ja nicht zum Lesen gezwungen. ;-) ich versuch einfach mal, mich an Deinen Punkten entlangzuhangeln...

1. Mit Links?! Und das unabhängig vom Wahlausgang. ;-)

2.1 Abgesehen davon, dass ich eher denke, dass die Leute sich schämen sollten - genau meine Meinung. Jeder darf meckern, aber nur, wenn er vorher zumindest VERSUCHT hat, etwas zu ändern.

2.2 Ohne vorherige Ansage ist keine taktische Stimmvergabe möglich - zumindest nur deutlich erschwert. Und es sind ja in diesem Fall maximal Absichtserklärungen, keine Wahlversprechungen/-er. Außerdem legen die Parteien sich ja nicht zu 100% fest - siehe z.B. http://www.tagesschau.de/wahl/aktuell/spdkoalition100.html

2.3 Sind "die Medien" eigentlich besser oder schlechter als "die da oben"?

2.4 Was hast du vom TV-Duell erwartet? Frank-Walter kann wohl kaum offen Kritik üben an einer Politik, die er als Vizekanzler mitgestaltet hat. Also war vorher klar, was passieren würde: Angie findet sich und ihre Politik gut, Frankieboy versucht vorsichtig, sich zu distanzieren, ohne wirklich auf Distanz gehen zu können... Das Problem haben Guido, Jürgen und Oskar einfach mal nicht - die können nur gewinnen und als Opposition (zumindest aktuell) können sie auch fordern, was immer sie wollen, ohne Angst bekommen zu müssen, die Forderungen auch einhalten zu müssen. (Modalverben sind soooo schön manchmal. *grins*)

2.5 Sein Toupet pflegen? Oder läuft der freiwillig mit so einer "Frisur" rum? ;-)

Wahldate: "Ja, ich habe die AGB und die Datenschutz-Erklärung gelesen und willige ein, zwei Newsletter zu erhalten, ggf. kontaktiert zu werden und, dass die Wahldates auf Partner-Sites veröffentlicht werden." (Kann mir jemand erklären, was das Komma an der Stelle soll??)
Sprich: Ich erlaube denen, mir Werbung zu schicken (gleich zwei Newsletter, wer ist denn auch schon mit nur EINER Spam-Mail zufrieden), mich womöglich anzurufen und zu nerven, und ich gebe meine Kontaktdaten an den Springer-Axel weiter - dann lieber doch alleine in die Wahlkabine. ;-)

Abgeordnentewatach: Wäre schön, wenn sich da jeder Kandidat äußern würde - klappt nur nicht. :-( Und ein Stück weit verzerrend ist das Portal auch, immerhin muss man als Kandidat da zahlen, damit ein Photo veröffentlicht wird. Abgesehen davon, hilft mir die Seite für meine Zweitstimme - immerhin ja nicht wirklich unwichtig - so rein gar nicht weiter.

Übrigens die Wahlergebnisse der letzten Wahl auch nicht. Die Linke wird sicher stärker werden in dieser Wahl, die FDP womöglich auch - und ob die Piraten an den 5% scheitern, darf zumindest noch bezweifelt werden...

Kroita hat gesagt…

danke für den "triell" (gutes wort) link. war gerade glaube ich das erste mal in meinem leben, dass ich mich nicht über eine solche talkrunde geärgert hab. obwohl ich drei drei alle nicht mag, gab es fast keinen bullshit zu hören. und trittin hat es sogar geschafft, dass ich ihn nicht mehr für ne pfeife halte.

Unknown hat gesagt…

werd mir gleich ein wahl date anschaffen. da wählt man aber eher sex, weniger politik. politik also nebensache von sex. logisch

Efeu hat gesagt…

"Triell" finde ick ooch schick. ;-)

Auch von mir mal mehr - die Nabelschau der Parteien, aber auch diverser Medien und sie mit Inhalten füllender Individuen find ich einfach zu bemerkenswert.

Ja, die Dreier-Debatte war besser: spannender, inhaltsreicher und von authentischer und ambitionierter, auch interessierter wirkenden Polit-Charakterköpfen getragen (auch wenn Westerwelle das rhetorisch geschulte und eigentlich prima entlarvbare Phrasendreschen wieder perfektioniert vorgeführt hat; schade, dass ihm so viele aufsitzen und sein Geseiher abkaufen sowie es auch in diesem Fall als einen Diskussions-Sieg werteten, wie nicht nur die "Bild" berichtete - die Masse ist eben blendbar). Hat Spaß gemacht, das zu schauen. Einfacher hatten es die Oppositionsvertreter aber auch, pointiert und "echt" zu wirken. Merkel und Steini waren einfach im Angriff-versus-Verteidigungs-Dilemma.

Verbesserungen wären aber noch drin gewesen. Die ganze "Inszenierung" war auch in DIESEM Theater hohl und mehr Pomp als Podium. Nicht nur am Vortag.

Und was ich nicht ganz stützen kann, ist das Gejubel um die professionellere Selbstpräsentation des ausstrahlenden Mediums. Nicht nur wegen der "Pomp-Theater-Wirkung". Klar war es besser als beim Kanzlerduell (war auch nicht schwer, diese Farce des inquisitionsartigen und effektgeilen "Wir geben uns mal beharrlich und kritisch und wirken dabei nur gesprächsbremsend"-Fragestellens ließ sich leicht überbieten), auch in der Präsentation und Moderation. Aber die hachsotollen "echten" Journalisten, die alles so perfekt gemacht haben, hmm, da mach ich keinen Haken dran. Abgesehen davon, dass der Ansager nichtmal wusste, wie Schönenborn richtig heißt ;-), ist, das stimmt, der nüchterne Zahlenspieler S. sicher die bessere Gesprächsführung gewesen als die 4 Fratzen vom "Kanzler-Duell" (easy going...); hat aber das Ganze auch sehr in die Rechenspiel-Ecke gedrängt, da ist sicher mancher Zuschauer überfordert ausgestiegen. Und was den zweiten "echten Journalisten", Bayernrundfunk-Mann Sigmund Gottlieb angeht: Einspruch! Der werte CSUler konnte z.B. schwer verbergen, wem der drei Kombattanten noch am ehesten seine persönlichen Sympathien galten und wem absolut nicht. Das hat sich massiv auf seine Gesprächsführung ausgewirkt, sowas macht für mich keinen seriösen Journalisten aus. Und es übertrug sich auch auf das Zusammenspiel mit dem Kollegen. Geltungssüchtig sind die zwei Herren vielleicht weniger als Plasberg & Co., das mag sein. Aber ich fand es z.B. schon auffällig, dass beide Moderatoren Lafontaine weniger ausreden ließen und ihm auch später und weniger das Wort erteilten, zumindest während der ersten Hälfte. Das darf man tendenziösen Journalismus nennen; was auch immer man selbst von der Linkspartei oder aber von der Person "Lafo" und deren Gockelverhalten (angenehm reduziert diesmal, fand ich) halten mag.

Ansonsten wünsche ich fröhliches Wahldates-Ausmachen! :-D

Und was Herr S. jenseits der Wahlen macht? Na sich vorbereiten. ;-)

elpollo hat gesagt…

danke für die linkz