Freitag, 20. Februar 2009

Lygen aufgedeckt

Wer kennt ihn nicht, diesen Text von den Fantas (sie ist weg):
ja mann irgendwie hast du ja recht
und trotzdem gehts mir schlecht
echt beschissen denn ich möchte mal wissen
welcher film auf dieser welt einen oskar erhält
in dem die weibliche hauptrolle fehlt


Da hat Michi Beck die alte Heulsuse wohl nicht richtig retschertschiert:
es gibt da einen, der bekam nicht nur 7 Oskars (Bester Film, Beste Regie, Bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bester Schnitt, Beste Musik und Bester Ton;3 weitere Oscar-Nominierungen für Bester Hauptdarsteller, Bester männlicher Nebendarsteller und Bestes Adaptiertes Drehbuch), sondern auch 6 Golden Globes (Bestes Filmdrama, Regie, Nebendarsteller, Nachwuchsdarsteller, Beste Kamera). Was fällt auf? Klar, keine Frau nominiert. In diesem Film zeigt sich einmal eine Hennah bemalte Hand aus einer auf einem Kamelrücken schwankenden Senfte heraus. Dann sieht man ein paar verschleierte Frauen, die sich schließlich hinreißen lassen, den in den Krieg ziehenden Männern von den Felsen herunter ein indianerartiges Kriegsgeheul auf den Weg mit geben. Nicht zu vergessen die geschändeten Frauenleichen mitten in der Wüste. Zum Schluss dürfen noch ein paar Nonnen aus einem DRK Wagen in ein völlig überlastetes Krankenhaus in Damaskus schreiten - kopfschüttelnd, aber schweigend. Wenn man es genau nimmt und das Felsengejodle nicht als Sprechrolle zählt, so sagt hier keine Frau ein Wort. Dennoch, alle sieben Oskars voll verdient.
Vielleicht könnte man auch Laurenzia mit ihrem schicken Kajal schon als weibliche Hauptrolle zählen, doch Spott beiseite. Die weibliche Hauptrolle spielt nur eine: die Wüste.



Wie kommt das Ly darauf? Letzten Sonntag habe ich mich in die Berlinale Retrospektive gewagt. Umgeben von Filmfreaks. Z.B. Kreuter, der immerhin mit seinem großartigen Filmgeschmack ein riesiger Fan vom "Oktopus wrestler" (oder so ähnlich... Trash halt) ist. Oder Mr. S, der soviele Filme in einem Jahr sieht, wie ich in meinem Leben nicht. Dann nicht zu vergessen, mein lieber Freund, der eine wüste Wolke voller Unverständnis auf mich hat hageln lassen, nur weil ich bei diesem Film mit dem Ölmagnaten im Kino gegen das Einschlafen kämpfen musste.
Und doch, es gefiel dem Ly. Ich schlief nicht, trotz 4 Stunden und sonntäglichem Frühdienst vorher... ich hab mich auch nicht aufgeregt, umgeben von all diesen Menschen, die ihr Szenegängertum mit ihren schicken Berlinale-Taschen ausdrücken müssen ("ich hab eingentlich keine Ahnung, wie die Welt funktioniert, aber ich hab ne Tasche, die sagt, dass ich voll stylish bin und voll hipp, weil ich eigentlich alles auf der Berlinale gesehen habe..."), oder der Mann hinter uns, der dem lispelnden Kevin K. in Sachen Bartkunst konkurrieren wollte...
Fazit: Vier Stunden eigentlich vor allem Sand, trotzdem spannend. Olle Filme auf großer Leinwand toll, Berlinalepublikum seltsam aber friedlich - macht nix, Ly auch Berlinalepublikum, auch seltsaum und friedlich...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und noch beruhigender als die Wüste: Ly auch seltsam, wenn Ly nicht Berlinalepublikum. Meistens auch friedlich. ;-)